Matvii Shevchenko studiert seit März 2022 an der Hochschule Esslingen – zuerst als Gaststudent, bevor er als regulärer Student in den Studiengang Wirtschaftsinformatik eingeschrieben wird. Er hat einen sehr guten Notendurchschnitt von 1,4 und studiert nebenher online weiter Systemanalyse an der Technischen Universität in Dnipro. Mittlerweile spricht Matvii Shevchenko fließend Deutsch. „Ich habe viel gelesen und mir einiges angeschaut, um Deutsch zu lernen“, erzählt der 20-Jährige.
Für seine überdurchschnittlichen Studienleistungen und sein soziales Engagement erhält der Student den mit 1.000 Euro dotierten Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Diese Auszeichnung wird ihm Prorektor Prof. Dr. Fabian Diefenbach bei der Graduiertenfeier am 26. Juli persönlich überreichen.
Von Dnipro über Polen nach Esslingen
Matvii Shevchenko kommt gleich nach Kriegsbeginn zusammen mit rund 30 Kommilitoninnen und Kommilitonen aus der Partnerhochschule Dnipro an die Hochschule Esslingen. Zu dieser Zeit weilt er schon in Polen, denn er ist noch 17 Jahre alt und darf ausreisen. Seine Mutter begleitet ihn nach Deutschland, so dass er neben den anderen Studierenden aus seiner Heimatstadt noch eine enge Vertraute in seiner Nähe hat. Nur sein Vater muss in der Ukraine bleiben.
Das Lernen fällt Matvii Shevchenko leicht – deshalb kommt er mit der Doppelbelastung gut klar und kann sein ukrainisches Studium bald abschließen. Über seine Zukunft hat er ein recht klares Bild: „Ich will ein Praktikum in der Nähe bei einem der großen Unternehmen machen – bei Bosch oder bei Mercedes“, sagt er. Eventuell schließt er noch einen Master in Deutschland an.
Neben seinem Studium arbeitet er als studentische Hilfskraft in einem Forschungsprojekt. Auch das soziale Engagement kommt nicht zu kurz: So hat der IT-Student bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung Geld für wohnungslose Kriegsgeschädigte in der Ukraine gesammelt. Zudem hilft er zusammen mit seiner Mutter einer Frau bei den Einkäufen.
„Ich bin vielen Menschen in Esslingen sehr dankbar: Professor Schoop und der Hochschule Esslingen, die mich immer unterstützen. Alma, die mir am Anfang als ich noch minderjährig war, sehr geholfen hat. Natürlich danke ich auch meiner Hochschule in der Ukraine für diese Chance, hier in Deutschland zu studieren“, sagt er.
Ob er eines Tages zurück nach Dnipro fahren kann? Matvii Shevchenko weiß es nicht: „Vielleicht zu Besuch“, sagt er nachdenklich. „Ich habe meinen Vater jetzt über zwei Jahre nicht gesehen“, sagt der Student. „Das ist schon sehr hart.“
Weitere Informationen
Mit dem Preis zeichnet der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) herausragende Studierende aus, die sich durch besondere akademische Leistungen und bemerkenswertes gesellschaftliches oder interkulturelles Engagement hervorgetan haben. Hierdurch soll einer breiteren Öffentlichkeit deutlich gemacht werden, welche Bereicherung internationale Studierende für die Hochschulgemeinschaft darstellen.