Eva-BeTa – Evaluation Bewegte Tagespflege

Tagespflegen nehmen als Angebot einer teilstationären Versorgung für pflegebedürftige Menschen eine zunehmend wichtige Rolle im Spektrum der Versorgungsangebote ein. Neben der Entlastung pflegender Angehöriger stehen Gesellschaft, die Gefahr von Vereinsamung sowie die Schaffung einer Tagesstruktur bzw. Versorgung im Vordergrund, wenn eine Tagespflege genutzt wird (Berger et al. 2023).
Es gibt bislang nur vereinzelt Interventionsstudien, die die Nutzer*innen der Tagespflege in den Blick nehmen, mit dem Ziel einzelne Fähigkeiten oder die Selbstständigkeit allgemein zu erhalten. Es wird zwar erwartet, dass der Besuch der Tagespflege etwa zur physischen Aktivität anregen sowie die Unabhängigkeit bei pflegebedürftigen Personen fördern kann (Cruel et al. 2022). Warum, unter welchen Bedingungen und was konkret angeboten werden sollte, um dieses Ziel zu erreichen, bleibt weitestgehend unklar.
Einem Umzug in die stationäre Langzeitpflege durch entsprechende Interventionen vorzubeugen ist aber grundsätzlich erstrebenswert. Zum einen entspricht es den Wünschen eines Großteils der älteren Menschen, auch bei eintretender Pflegebedürftigkeit zuhause wohnen zu können (Hajek et al. 2018). Wird dann dennoch eine stationäre Versorgung dieser Menschen erforderlich, zieht dies zum anderen erhebliche finanzielle Belastungen nach sich, für die einzelnen Personen und die Gesellschaft im Ganzen.
Der Faktor körperliche Aktivität, also Mobilität, Bewegungsfähigkeiten und die damit verbundene Möglichkeit einer (teil-)selbstständigen Lebensführung, ist ein entscheidender Marker, um das Risiko für den Einzug in die stationäre Pflege abzuschätzen (Steinbeisser et al. 2022). Nun sind Einschränkungen bei den Bewegungsfähigkeiten auch im hohen Alter nicht zwangsläufig irreversibel, sondern diese lassen sich zumindest teilweise wieder rückgängig machen und weiteren Verschlechterungen eine Zeitlang vorbeugen (ZQP 2018). Damit ist umgekehrt der Schluss naheliegend, dass ein Erhalt von Bewegungsfähigkeiten mit dazu beiträgt, einen längeren Verbleib in der Häuslichkeit zu ermöglichen.
Fragestellung
Im Vorgängerprojekt IKK-PEP wurde ein modular aufgebautes Konzept zur Förderung der Mobilität bei Tagespflegegästen zusammen mit mehreren Einrichtungen entworfen und implementiert. Damit wurde das Ziel verfolgt, einen längeren Verbleib in der Häuslichkeit zu ermöglichen. Hierfür wurde eine Multi-Komponenten-Intervention entwickelt und auf seine Praxistauglichkeit getestet sowie im Anschluss angepasst. Eine wissenschaftliche Evaluation dieser Wirksamkeit steht aber noch aus. Es stellen sich somit folgende zentrale Forschungsfragen:
- Kann auf Basis der Konzeption, u. a. durch die Etablierung spezifischer Bewegungsprogramme (Training von Kraft, Balance, Koordination, Ausdauer), der Mobilitätsstatus der Tagespflegegäste erhalten und ggf. verbessert werden?
- Kann die allgemeine Gesundheit so ebenfalls gestärkt werden, wodurch u. a. Hospitalisierungen seltener auftreten und die gesundheitsbezogene Lebensqualität steigt?
- Können kognitive Fähigkeiten und die (teil-)selbstständige Lebensführung erhalten und ggf. verbessert werden?
- Kann der Ernährungsstatus und der Muskelstatus auf Basis des Programmes erhalten und ggf. verbessert werden?
- Können die einzelnen Komponenten des Konzeptes schlussendlich im Gesamten dazu führen, dass die Gäste der Tagespflege länger in der Häuslichkeit verbleiben können?
Hierfür ist in enger Kooperation mit der IKK Classic eine Clusterrandomisierte Studie geplant. Das modular aufgebaute, auf die jeweiligen Gegebenheiten der teilnehmenden Einrichtungen anpassbare Konzept der „Bewegten Tagespflege“ stellt die Intervention dar.
Primärer Endpunkt: Umzug vollstationäre Langzeitpflege (Time-to-event)Sekundäre Endpunkte: Mobilitätsstatus, Kognition, Lebensqualität, Hospitalisierung, Mangelernährungsrisiko/Handkraft, selbstständige Lebensführung
Wiss. Leitung: Prof. Dr. Reinhold Wolke
Wiss. Mitarbeiter:innen: Bianca Berger, Fabian Graeb
Laufzeit: 01.03.2025 bis 28.02.2028
Förderung: IKK Classic (Vertragspartnerin und Förderung)
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