IKK PEP Innovative Werkzeuge und Konzepte für Kranken- und Pflegekassen zur Prävention in Einrichtungen der Pflege
In Deutschland sind laut Statistik der Sozialen Pflegeversicherung vier Millionen Menschen pflegebedürftig. Hiervon werden 22,1% in einem vollstationären Setting versorgt. Das Angebot der Tagespflege gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Ende 2019 wurden dort 139.400 Pflegebedürftige an einem oder mehreren Tagen in der Woche betreut, was einen Anstieg um 34,4% innerhalb von zwei Jahren bedeutet.
Viele Menschen, die aufgrund eines Pflegebedarfs in einem ambulanten oder (teil-)stationären Setting pflegerisch betreut werden, weisen Einschränkungen im Bereich der Bewegung auf. Tatsächlich kommt es bei diesen Personen zu einem schleichenden Verlust an Mobilität (Masciocchi et al. 2019). Eine ältere Erhebung, die Mobilität mithilfe des Neues Begutachtungsinstruments beurteilt, ermittelte für 56,2% der erfassten Bewohner*innen eine mindestens erhebliche Beeinträchtigung der Mobilität (Wingenfeld 2014).
Ähnliches lässt sich über die Entwicklung des Ernährungsstatus konstatieren. Je nach Studie und den jeweils verwendeten Instrumenten sind 3 bis 48% der Personen von einer manifesten Mangelernährung betroffen.
Wichtig erscheint, dass Bewegung und Ernährung nicht getrennt voneinander gedacht werden können. Vielmehr sind die als zwei Seiten derselben Medaille zu betrachten. So ergab etwa eine Studie, dass sich das Risiko für eine Mangelernährung bei zuhause lebenden Seniorinnen erhöht, wenn diese unter anderem Probleme beim Laufen und Treppen steigen hatten (Streicher et al. 2018). Ist die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, wird also das Besorgen von Lebensmitteln, aber auch die Zubereitung einer Mahlzeit erschwert. In der Folge kommt es zu einer unzureichenden Zufuhr an Nährstoffen und daraus resultierend zu einem Gewichtsverlust. Dabei verlieren die Betroffenen nicht nur Fettreserven, sondern auch Muskelmasse. Eine verringerte Muskelmasse wiederum begünstigt einen weiteren Abbau an allgemein körperlicher Belastbarkeit, Kraft, Ausdauer und erhöht das Sturzrisiko.
Sowohl das Ausmaß der Problematik, sowie der grundsätzliche Zusammenhang von Einschränkungen der Mobilität und Entwicklung einer Mangelernährung sind lange bekannt. Dennoch zeigen sich in der Praxis immer wieder erhebliche Probleme bei der Umsetzung in diesen Bereichen.
Das vorliegende Projekt schließt an ein Vorgängerprojekt zur Konzeptentwicklung in der (teil-)stationären Pflege zu den Themen Mobilität bzw. Ernährung (PEBKO) an. Im Rahmen von PEBKO wurden unterschiedliche Konzepte und Implementierungsstrategien erarbeitet, die die spezifischen Gegebenheiten vor Ort bei der Konzeptentwicklung und -umsetzung einbezogen haben (https://www.hs-esslingen.de/soziale-arbeit-bildung-und-pflege/forschung/projekte/laufende-projekte/pebko/). Dieses Vorgehen impliziert, dass die dabei entwickelten Konzepte nicht ohne weiteres auf andere Einrichtungen übertragbar sind.
Außerdem zeigte sich bei der Konzeptentwicklung, dass die Durchführung von Projekten für viele Einrichtungen im Alltag nur schwer zu schultern ist. Es mangelt häufig an Zeit bzw. Personal. Eine externe Begleitung kann die Prozesse der Konzeptentwicklung und -implementierung wesentlich unterstützen. In Frage kommen u. a. Qualitätsbeauftragte auf Trägerebene, aber auch externe Berater*innen von Kranken- oder Pflegekassen oder freiberufliches Fachpersonal.
Ziel dieses Nachfolgeprojektes ist es, einen „Werkzeugkasten“ zur Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Konzepten zur Förderung der Mobilität und der (oralen) Ernährung für die teil-(stationäre) Pflege zu entwickeln. Die zu entwickelnde Systematik soll zum einen die sehr unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen. Zum anderen soll das Instrumentarium aber übergreifend einsetzbar sein, um den komplexen Prozess der Konzeptentwicklung zu strukturieren und zu verkürzen. Nach Projektende sollen das Instrumentarium und Vorgehensmodell den geschulten Gesundheitsmanager*innen der IKK Classic zur Verfügung gestellt werden, damit diese Personengruppe eine Konzeptentwicklung gemäß der gesetzlich verankerten Verpflichtung zu Präventionsleistungen in Pflegeeinrichtungen anbieten und unterstützen kann.
Wiss. Leitung: Prof. Dr. Reinhold Wolke
Wiss. Mitarbeiter:innen: Bianca Berger, Fabian Graeb
Laufzeit: 01.03.2022 bis 28.02.2025
Förderung: IKK classic
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