Komplexität von Pflegesituationen
Eine empirisch entwickelte, pflegewissenschaftliche Definition komplexer Pflegesituationen liegt bislang nicht vor, ist jedoch aus zwei Gründen sowohl für die Pflegepraxis als auch die Pflegewissenschaft von Bedeutung.
Das neue Pflegeberufegesetz bezieht die Ausbildungsinhalte auf (hoch)komplexe Pflegesituationen und beschreibt damit unterschiedliche Einsatzbereiche von (akademisch qualifizierten) Pflegenden. Für eine zielgerichteten Pflegeausbildung und die Organisation eines klient*innenbezogenen und qualitätsorientierten Grademixes Pflegender ist es für das Pflegemanagement unverzichtbar, komplexe von wenig- oder hochkomplexen Pflegesituationen unterscheiden zu können.
Aktuelle Erkenntnisse zum Pflegebedürftigkeitsbegriff (SGB XI) zeigen, dass sich Pflegebedürftigkeit mit den Pflegegraden (SGB XI) nicht valide differenzieren lässt. Personal-Bemessungsinstrumente basieren jedoch auf Pflegeklassifikationsinstrumenten. Daher wird mit diesem Projekt neben einer validen Differenzierung der Komplexität einer Pflegesituation zusätzlich ein innovativer Ansatz für die quantitative und qualitative (Grade-Mix) Personalbemessung beschritten.
Vorliegende Arbeiten zeigen, dass eine systemtheoretische Betrachtungsweise der Thematik als Ausgangsbasis einer Operationalisierung in ein Instrument zur Kategorisierung unterschiedlich komplexer Pflegesituationen sinnvoll zu sein scheint. Für einen Theorietransfer komplexitätstheoretischer und systemtheoretischer Ansätze in den Pflegekontext soll neben Strukturgleichungsmodellen die Facettentheorie (Guttman, 1959, 1971) genutzt werden. Auf der Grundlage der Analyse von Gruppeninterviews zu Reduktionsstrategien Pflegender in komplexen, konkreten Pflegesituationen wird mithilfe der Methodologie der Facettentheorie versucht, eine Definition komplexer Pflegesituationen zu explizieren.
Ziel des Projektes ist es, ein standardisiertes Instrument für die stationäre Langzeitpflege zu entwickeln, das geeignet ist, unterschiedliche Komplexitätsniveaus von Pflegesituationen zu identifizieren. Das Pflegemanagement kann damit die pflegepraktische Ausbildung als auch den Personaleinsatz in Bezug auf klientenbezogene Anforderungen steuern.
Wissenschaftliche Leitung an der Hochschule: Prof. Dr. rer. cur. Katarina Planer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Sandra Benesch, MScPflegewissenschaft
Laufzeit 01.07.2022 - 30.06.2024
Förderinstitution:
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg
Förderprogramm:
Innovative Projekte/Kooperationsprojekte
Kooperationspartner:
DRK-Landesverband Baden- Württemberg
Evangelische Heimstiftung GmbH, Stuttgart
Caritasverband für die Diözese Freiburg e.V.
Diakonisches Werk Baden, Karlsruhe
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