Attention Anfragen nach Suizidassistenz älterer Menschen in der stationären und ambulanten
Langzeitpflege – pflegeprofessioneller Umgang und Suizidprävention

Vorstellung des Forschungsprojektes

Relevanz des Forschungsprojektes

Pflegefachpersonen stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn sie ältere pflegebedürftige Menschen betreuen und in diesem Rahmen Todeswünsche und Anfragen nach assistiertem Suizid aufkommen. Ihre Rolle, in diesen Situationen professionell-zugewandt zu reagieren und zu kommunizieren, ist dabei von großer Bedeutung: Sie bauen oft eine langfristige, vertrauensvolle Beziehung zu den Betroffenen auf und werden daher häufig als erste Bezugspersonen bei Todes- und Suizidwünschen angesprochen. Diese Situationen führen angesichts ihrer Vielschichtigkeit vielfach zu fachlicher und moralischer Unsicherheit. Besonders in der Langzeitpflege sind Pflegefachpersonen mit der anspruchsvollen Aufgabe konfrontiert, einerseits professionell auf die Wünsche der Betroffenen einzugehen und andererseits Suizidprävention zu leisten.

Aktuell fehlen in Deutschland wissenschaftlich fundierte Leitlinien und Schutzkonzepte, die Pflegefachpersonen in der ethisch reflektierten und fachlich fundierten Entscheidungsfindung unterstützen. Das Forschungsvorhaben möchte diese Lücke durch die Entwicklung von Praxis- und Ethik-Leitlinien schließen und so situative Handlungssicherheit und ethische Orientierung für Pflegefachpersonen in der Langzeitpflege bieten.

Projektziel

Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Pflegefachpersonen in der Langzeitpflege praxisnahe und handlungsleitende Praxis- und Ethik-Leitlinien zu entwickeln. Diese sollen Pflegefachpersonen im Umgang mit Todeswünschen und Anfragen nach Suizidassistenz wie auch im Rahmen der Suizidprävention unterstützen. Die Leitlinien sollen fachliche Sicherheit und ethische Orientierung bieten, um in den jeweiligen Situationen professionell-zugewandt reagieren und kommunizieren zu können wie auch die ethische Reflexion  unterstützen und  rahmen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem offenen und respektvollen Umgang mit dem Thema Todeswunsch und dem Wunsch nach einem assistierten Suizid. Neben der Stärkung der Suizidprävention geht es darum, diesen Wünschen achtsam und wertschätzend zu begegnen, die dahinter stehenden Gründe mit dem Gegenüber gemeinsam zu erfassen und so die situativen Bedürfnisse der Betroffenen in den Mittelpunkt zu rücken.

Forschungsprozess

Aufbauend auf den Ergebnissen einer systematischen Literaturrecherche und Erkenntnissen aus Gruppenbefragungen mit Pflegefachpersonen in der stationären und ambulanten Langzeitpflege werden Praxis- und Ethik-Leitlinien entwickelt, abgestimmt und implementiert. Um die Leitlinien zum professionellen Umgang mit Anfragen nach Suizidassistenz und der Umsetzung von Suizidprävention an den spezifischen Fragestellungen und Bedarfen der pflegeberuflichen Praxis auszurichten, sollen in einem ersten Schritt Pflegefachpersonen im stationären und ambulanten Bereich im Rahmen von Fokusgruppen zu ihren Erfahrungen befragt werden (Explorieren). Anschließend werden die Pflegefachpersonen in den Einrichtungen und Diensten der sechs Kooperationspartner (Träger der stationären und ambulanten Langzeitpflege) gebeten, die zentralen Elemente der partizipativ entwickelten Leitlinien im Rahmen einer schriftlichen Delphi-Befragung zu bewerten und abzustimmen (Konsentieren). Bis Ende Juni 2026 werden die Praxis- und Ethik-Leitlinien auf der Basis der Befragungsergebnisse überarbeitet und mit der Steuerungsgruppe und dem wissenschaftlichen Beirat des Projektes finalisiert. Vor der eigentlichen Implementierung der Leitlinien werden diese mit Pflegefachpersonen und Heimbeiräten sowie Angehörigen validiert. Mit dem Ziel der nachhaltigen Anwendung der Leitlinien in den kooperierenden Einrichtungen und Diensten werden Schulungen mit Pflegefachpersonen durchgeführt, die im Nachgang evaluiert werden (Implementieren und Evaluieren).

Für das Vorhaben liegt ein ethisches Clearing der Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft vor.

Förderung

Das Forschungsprojekt „Anfragen nach Suizidassistenz älterer Menschen in der stationären und ambulanten Langzeitpflege – pflegeprofessioneller Umgang und Suizidprävention (Attention)“ wird durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert (Förderkennzeichen: 2524FSB220, Förderbescheid vom 10.06.2024). Der Bewilligungszeitraum erstreckt sich vom 01.09.2024 bis zum 31.08.2027. Als Projektträger fungiert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).


 


 

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