Die Bildungswerkstatt

Die Bildungswerkstatt ist vor allem Bildungs- und Begegnungsort für Studierende aller Semester des Studienganges „Kindheitspädagogik“ (ehemals „Bildung und Erziehung in der Kindheit“). Hier erwerben sie Kompetenzen, um Kinder bei der Aneignung von Bildungsinhalten und in Bildungsprozessen zu unterstützen. Sie lernen didaktische Materialien kennen, können selbst experimentell und forschend tätig sein und ihr Studium vor- und nachbereiten. Die Bildungswerkstatt wird von einem Tutorium begleitet.

Mission

Die Bildungswerkstatt (BWS) soll im gesamten Studienverlauf Studierende in ihrem Professionalisierungsprozess und im Ausbau ihrer Handlungs- und Forschungskompetenzen unterstützen. Gleichzeitig soll die Verinselung didaktischer Inhalte überwunden werden. Außerdem wird eine stärkere Identifikation der Studierenden mit ihrer Profession durch die Verknüpfung verschiedener vermeintlich isolierter Bereiche und der Möglichkeit sinnstiftender Erfahrungen im Kontext eigener Interessen und Schwerpunkte ermöglicht. Biografisch-reflexives Arbeiten und die Auseinandersetzung mit eigenen Bildungszugängen und der eigenen Wahrnehmung sind Querschnittsthemen der Kindheitspädagogik und werden durch die vielfältigen Nutzungs- und Begegnungsangebote der BWS unterstützt.

Die BWS soll auch als Forum qualitativer Sozialforschung bzw. Praxisforschung dienen: Forschungsergebnisse können in dialogischen Suchbewegungen innerhalb kommunikativer Prozesse gewonnen und festgehalten werden. So trägt die BWS zum forschenden Studieren und einer forschenden Haltung der Studierenden bei.

Studierende können sich in der BWS ein Grundverständnis für Bildungswerkstattarbeit und ihre praktischen Anwendungsmöglichkeiten aneignen und sich kritisch mit didaktischen Materialien und Konzepten auseinandersetzen. Auf diese Weise wird ein didaktisches Verweisungsverständnis entwickelt und Theorie-Praxis-Bezüge werden selbstständig erarbeitet.

Gemeinsam Denken und Handeln erzeugt neues Wissen, das mehr aussagt, als die Aufsummierung der Beiträge Einzelner. Die Bildungswerkstatt ist nicht nur ein reeller, sondern auch ein ideeller Raum, ein „Empowerment Room“. Dies spiegelt sich in der partizipativen Struktur des begleitenden Tutoriums, aber auch in der Raumgestaltung und den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten für Studierende wider. Die Bildungswerkstatt und ihre Materialien werden kontinuierlich von den Studierenden weiterentwickelt und arrangiert.

 

 

 

 

Legende

I. Lichtatelier (1-3) 
II. Musikwerstatt (4&5)
III. Dokumentationswand (6)
IV. Wasserecke (8)
V. Geruchsstation (7&9)
VI. Fühlen (10&11)
VII. Küche (13)
VIII. Materialsammlung (12,14,15)
IX. Naturwerkstatt (16)
X. Reisewerkstatt (17)

 

 

 

 

Eine zentrale Ausdrucksform in der Reggio-Pädagogik ist die Arbeit mit Licht und Schatten. Experimente in diesem Bereich ermöglichen die Verbindung so unterschiedlicher Zugänge wie Ästhetik, Naturwissenschaften und Philosophie und eignen sich in besonderer Weise für ganzheitlich projektorientierte Vorgehensweisen. Angeregt durch Impulse aus Reggio Emilia wurden ab 2008 Geräte und Ausstattungsbestandteile für Licht- und Schattenexperimente in die Werkstatt integriert: ein Leuchttisch, Tageslichtprojektoren, ein Schattenspielvorhang, variable weiße und spiegelnde Projektionswände und ein Leuchttablett mit einer ergänzenden Wanne für Experimente mit flüssigen Farben, das in Verbindung mit einer stationären Dokumentenkamera großflächige Projektionen ermöglicht. Dazu wurden vielfältige transparente, halbtransparente und lichtundurchlässige Materialien verschiedenster Formen, Dichte und Konsistenz zusammengetragen.

 

Mit diesen Bestandteilen können Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gruppen experimentieren und dabei Hypothesen zum Verhalten von Licht, Schatten und Farben entwickeln. Lernprozesse werden durch verschiedene Medien - individuelle Portfolios und großflächige Wanddokumentationen „Sprechende Wänden“ -dokumentiert, so dass Ergebnisse sichtbar und fixiert werden. Die Reflexion der Experimentier- und Erkenntnisprozesse, die Dokumentation und der Transfer auf die Arbeit mit Kindern schließen sich an. Die in den gemeinsamen Prozessen sichtbar werdenden Erkenntnisse zeigen sich auf mehreren Ebenen:

 

  • auf der inhaltlich-sachlichen Ebene Erkenntnisse über physikalische Gesetzmäßigkeiten von Licht, Schatten und Farben;
  • auf der persönlich-biografischen Ebene die Auseinandersetzung mit bestehenden Vorbehalten gegenüber dem naturwissenschaftlichen Bereich und der Gewinn eines nicht-schulorientierten Zugangs;
  • auf der elementardidaktischen Ebene ein erweiterter ganzheitlicher Zugang im Vergleich zu vorfachlichen Förderprogrammen zur naturwissenschaftlich-technischen Bildung wie z.B. dem Haus der kleinen Forscher.

Eine zentrale Sprache der Hundert Sprachen der Kinder der Reggiopädagogik bezieht sich auf Experimente mit Licht und Schatten. Spiegel als wichtiges Ausstattungsmerkmal in reggianischen Einrichtungen fördern einerseits Prozesse des Erkennen des eigenen (Spiegel-)Bildes, die reflektierende Auseinandersetzung mit der eigene Identität, andererseits ermöglichen diese reflektierende Experimente mit Licht und Schatten. Die von Studierenden gestaltete Spiegelsäule soll beide Aspekte fördern.

Eine zentrale Sprache der Hundert Sprachen der Kinder der Reggiopädagogik bezieht sich auf Experimente mit Licht und Schatten. Für diese Ausdrucksform wird neben dem Leuchttisch der Overheadprojektor in Verbindung mit dem Schattenspielvorhang in der Bildungswerkstatt genutzt. Für diese Experimente steht unter den bedeutungsoffenen Materialien eine Sammlung von transparenten und halbtransparenten Gegenständen von unterschiedlicher Dichte und Oberflächenbeschaffenheit zur Verfügung.

Der Musikwagen stellt eine Möglichkeit dar, um mit einzelnen Kindern oder in einer Gruppe musikalische Erfahrungen zu sammeln. Hierfür stehen frei zugängliche Materialien, wie verschiedene Instrumente, Natur- und Alltagsmaterialien zur Geräuscherzeugung zur Verfügung. Ergänzend sind einige Orff-Instrumente, für die man keine musikalischen Vorkenntnisse benötigt, um sie nutzen zu können, vorhanden. Der Musikwagen ist frei beweglich und kann flexibel an verschiedenen Orten genutzt werden. Die Auswahl, Anordnung und freie Zugänglichkeit der Materialien ermöglicht den Kindern die selbstständige Nutzung dieses Angebots im Sinn des Lernwerkstattkonzepts ohne eine Anleitung durch Erwachsene. Die vorhandenen Liederbücher stellen eine Unterstützung und Inspirationen für die pädagogischen Fachkräfte dar. In die Exploration der Materialien und Instrumente des Musikwagens und für das gemeinsamen Singen kann das Klavier einbezogen werden.

Die vielfältigen Materialien regen zum Explorieren an, die angebotenen Röhren, Boxen oder Dosen können beispielsweise mit unterschiedlichen Natur- und Alltagsmaterialien befüllt werden, wobei gleichzeitig die Hör-, Tast- und Sehsinne angesprochen werden.

Betrachtet man den Musikwagen unter dem Aspekt der kulturellen Vielfalt, so wird dieser durch die Liederbücher, die Lieder unterschiedlicher Herkunft beinhalten, widergespiegelt. Durch die verschiedenen Instrumente können außerdem Klänge erzeugt werden, die die musikalischen Besonderheiten und Charakteristika unterschiedlicher Länder aufzeigen.

Das Klavier in der Musikecke wurde auf Initiative der Studierenden aus einem anderen Gebäude der Hochschule in die Bildungswerkstatt überführt. Es dient zur Liedbegleitung sowie der Unterstützung von psychomotorischen Übungen. Bei besonderen Veranstaltungen in der Bildungswerkstatt wird es zur musikalischen Untermalung genutzt.

Die Dokumentationswand als Vorderfront der Bildungswerkstatt dient durch ihren tafelfarbenen Anstrich zum Beschreiben, durch den Auftrag einer Magnetfarbe können auf dieser Fläche Papiere unterschiedlicher Größe aufgehängt werden: Von Moderationskarten zur Entwicklung von Mindmaps bis zu großflächigen Foto-Text-Dokumentationen, die in der Reggiopädagogik Sprechende Wände genannt werden. Solche Dokumentation wurden von Studierenden häufiger zur Darstellung eigener Lern- und Erkenntnisprozesse zu Experimenten mit Licht und Schatten angefertigt.

Den verschiedenen Ländern auf der Weltkarte wurden Gewürze in Geruchsdöschen zugewiesen. Hierbei soll die Globalisierung veranschaulicht werden. Die Zuordnung fand aufgrund der häufigen Verwendung der Gewürze in dem jeweiligen Land statt.

Die Fachkraft ist für das Aufzeigen und das Lösen von Stigmatisierungen zuständig. Sie sollte verdeutlichen, dass durch die bereits aufgezeigte Globalisierung die Gewürze weltweit vertreten sind, und nicht einem Land zugewiesen werden können.

Den Kindern werden im Vorfeld die Augen verbunden, hierfür gibt es drei Schlafmasken. Kinder können verschiedene Gerüche identifizieren. Dabei werden die Döschen zu sich herangezogen und der Deckel vorsichtig geöffnet. Zur Auflösung gibt es ein Verzeichnis über die Gerüche, welches in der Holzkiste ist. Die Weltkarte ist mobil und kann im Freien verwendet werden.

Die Wasserecke der Bildungswerkstatt lädt zum Experimentieren mit Wasser ein. Anhand eines selbst gestalteten Handbuches werden Möglichkeiten für Experimente mit Wasser als Anregung erläutert. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, um sich mit den Materialien selbst kreativ auseinanderzusetzten. Für Experimente stehen Messbecher, Trichter, Filter, Flaschen, Gläser, Schüsseln, Schwämme, Trinkhalme u.v.m. zur Verfügung. Materialien und

Zutaten für die Wasserexperimente befiinden sich in blauen Kisten unterhalb des Waschbeckens. Oft gebrauchte Gegenstände lassen sich auf dem oberen Regal finden, hier sind auch die Anleitungen in einer extra beschrifteten Kiste. Das tiefere Regal kann unter

anderem auch praktisch für die Arbeit mit Kindern genutzt werden, da dieses leichter zu erreichen ist und die Kinder selbstständiger arbeiten können. Besonders die installierten Spiegel weisen auf den reggianischen Hintergrund der Bildungswerkstatt hin, da hier nun Licht und Schatten in Kombination mit Wasser erforscht werden können. Die Tafelwand an der rechten Seite lässt Raum für eine ,,sprechende Wand” zum Thema Wasser.

Im Nasenbuch befinden sich Fotos von Nasen von Personen unterschiedlichen Alters. Im Sinne des Diversity-Managements sollen die Kinder die Vielfalt des Riechorgans Nase entdecken. Eine Fachkraft kann sich gemeinsam mit den Kindern das Buch anschauen. Möglich ist, dass die Fachkraft Impulse setzt, im Sinne einer Informationsvermittlung. Für eine Weiterführung des Diversity-Gedankens befindet sich ein Fotoapparat in der Bildungswerkstatt. So besteht die Möglichkeit, das Nasenbuch fortzuführen.

Kinder können sich eigenständig und ohne Anleitung durch eine pädagogische Fachkraft mit dem Fühlbild auseinandersetzen.

Das Fühlbild hat das Ziel, den Kindern unterschiedliche Oberflächen und Materialien näher zu bringen. Sie können sich mit dem Fühlbild in Gruppen auseinandersetzen oder es auch alleine entdecken. In vier „Themenecken“ sind jeweils Materialien zu erkunden, die sich auch in der Realität wiederfinden. Bei vielen dieser Materialien handelt es sich um Naturmaterialien, die die Kinder schon einmal gesehen haben und somit benennen können. Wenn sich die Kinder zusammen mit dem Bild beschäftigen, können sie sich parallel zum Erkunden darüber austauschen, ob sich die Materialien in der Realität auch so anfühlen. Des Weiteren können sie sich darüber austauschen, woran sie die Oberfläche erinnert. Weiterführend können Kinder ein eigenes Fühlbild erstellen, mit Themen oder Materialien, die sie gerade beschäftigen.

Für das Memory wird zusätzliche Hilfe benötigt, zum Beispiel ist es hilfreich, wenn eine Person den Kindern die Augen verbindet.

Das Puzzle verbindet die sprachliche Kompetenz der Kinder mit der des Sinnes „Fühlen“.
Es können immer zwei Kinder zusammenspielen. Die Puzzleteile werden so aufgeteilt, dass beide Kinder dieselben Materialien vor sich liegen haben. Dabei ist zu beachten, dass die Puzzleteile umgedreht und somit von den Kindern vorher noch nicht gesehen werden können. Dann werden die Augen verbunden. Ein Kind beginnt, indem es ein Puzzleteil nimmt und die jeweilige Oberfläche beschreibt. Das andere Kind ist dazu aufgefordert, dieses beschriebene Puzzleteil in seinen Puzzleteilen zu finden. Wenn es denkt es hat es gefunden, werden die Augenbinden geöffnet und es wird verglichen. Passen die Puzzleteile zusammen ist der andere Spieler dran, ein neues Material zu beschreiben. Passen sie nicht, können sich die Kinder darüber austauschen warum das richtige Puzzleteil nicht gefunden wurde. Eine Möglichkeit wäre, dass sich die beiden Materialien, das Gefundene und das Beschriebene, in ihrer Oberfläche ähneln. Es geht darum, zusammen so viele zusammengehörende Puzzleteile zu finden, wie möglich. Weiterführend können Kinder die Materialien auf den Puzzleteilen mit denen auf dem Fühlbild vergleichen und in den Austausch gehen.

Eine umfangreiche Ausstattung von künstlerischen Materialien unterstreicht den ergänzenden Ateliercharakter der Bildungswerkstatt. Die Auswahl, Zusammenstellung und Präsentation der verschiedenen Gegenstände und Verbrauchsmaterialien orientiert sich am reggianischen Prinzip der Grammatik der Materialien. In die Aufbewahrungsregale für die Materialien sind Schaufenster integriert, in denen aktuelle Arbeiten der Studierenden zur ästhetischen Bildung präsentiert werden.

Die Küchenzeile mit Herd, Backofen, Mikrowelle, Tee- und Kaffeemaschine und dem entsprechenden Zubehör stellt eine Basisausstattung für Erfahrungen und Übungen in Lehrveranstaltungen zum Bildungsbereich Gesundheit und Ernährung dar. Zugleich ist damit das Angebot für Studierende verbunden, die Bildungswerkstatt als Aufenthaltsort jenseits von Lehrveranstaltungen zu nutzen und dabei auf die Möglichkeit kleiner kulinarischer Aktivitäten zurückgreifen zu können. Bei besonderen Veranstaltungen in der Bildungswerkstatt wie zum Beispiel der jährlichen Zusammenkunft von PraxismentorInnen leistet die Küchenzeile gute unterstützende Dienste. Hinweisfotos erleichtern den die Küche Nutzenden das Auffinden und Zurückstellen von Dingen / ... 

In den Vitrinenschränken befinden sich didaktische Materialien verschiedener klassischer elementar-pädagogischer Konzepte (Fröbel und Montessori), sowie didaktische Materialien und Handreichungen zu aktuellen Konzepten (u.a. Zahlenland und Haus der kleinen Forscher). Diese sind klar strukturiert mit erkennbarem Ziel, sie implizieren bestimmte Lösungswege und sind damit ergebnisorientiert.

Zu den verschiedenen Konzepten und finden sich diverse Bücher und Broschüren in den Schränken.

Die bedeutungsoffenen Materialien ermöglichen dagegen kreatives, experimentelles Vorgehen, regen dazu an, eigene Aufgabenstellungen zu entwickeln. Mit dem Grad der Offenheit steigt die lerntheoretische Bedeutung. Hier finden sich Materialien zum Sortieren, Zählen, Konstruieren nach dem Konzept „Mathekings“; Geräte zum Auseinandernehmen, Werkzeuge und Mess- und Untersuchungsgeräte wie Waagen, Lampen, Lupen etc.

Solche Materialien und Geräte eignen sich insbesondere für den Einsatz in Bildungsansätzen, die den entdeckenden Zugang der Kinder unterstützen möchten wie z.B. das „Infans-Konzept“.

Rucksäcke für die Natur

Die Naturwerkstatt – Rucksäcke für die Natur als Bestandteil der Bildungswerkstatt beruht auf der Auseinandersetzung mit dem Konzept der Naturwerkstatt in Mülheim und dem Austausch mit den dortigen Mitarbeiter*innen. Sie stellt eine mobile Variante dieses Konzepts dar.

Die Naturwerkstatt soll Kindern den Zugang zur Natur ermöglichen und ihnen Anregungen und Ideen geben, sich mit verschiedenen Themengebieten auseinanderzusetzen. Kinder treffen immer vermehrt auf künstliche Räume, die sie selbst nicht beeinflussen können. In der Natur hingegen können sie ihrer Tatkraft, ihrem Forschergeist und ihrer grenzenlosen Phantasie freien Lauf lassen. Sie können sich mit all ihren Sinnen auf die Natur einlassen.

Die Rucksäcke sind neben Gegenständen für die Erkundung auch mit Materialien für Experimente, die während der Exkursionen in die Natur ausprobiert werden können, ausgestattet. Zwei größere Rucksäcke für die Fachkräfte beinhalten Zusatz- und Ergänzungsmaterial für die Experimente und die Erkundung sowie ein Handbuch zur Anleitung der Experimente und Informationsmaterial für die Weiterführung der Experimente in der Kindertagesstätte oder der Schule.

 

Zielgruppe sind bis zu 24 Kinder im Alter von 3-10 Jahren (Vor- und Grundschule). Erforderlich zur Begleitung sind zwei pädagogische Fachkräfte, die naturwissenschaftliche Experimente zusammen mit Kindern in der Natur durchführen möchten. Die 12 Rucksäcke sind für jeweils ein Kind ausgestattet, sie können mit Zusatzmaterialien für 24 Kinder aufgestockt werden

In der Reisewerkstatt finden sich die Berichte und Materialien von insgesamt sieben Studienfahrten des kindheitspädagogischen Studiengangs. Diese wurden in der Regel mit Studierenden des dritten Semesters im Rahmen eines Wahlpflichtseminars durchgeführt. Teilweise nahmen daran auch Studierende höherer Semester und des aufbauenden Masterstudiengangs teil. In der Reisewerkstatt finden sich Informationen zu den besuchten sozialen und Bildungseinrichtungen; bei den Studienfahrten ins Ausland zusätzlich Hintergrundinformationen zum Bildungs- und Sozialsystem des betreffenden Landes. Reflexionen zur Organisation und Durchführung der Exkursionen und Anregungen zur Optimierung dieser ergänzen die Materialien. Die Reisewerkstatt will Studierende zu weiteren Studienfahrten anregen um so zur Horizonterweiterung beizutragen. Aus den drei Studienfahrten nach Südtirol entwickelte sich die Erasmuspartnerschaft mit der Fakultät Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen am Standort Brixen.

München 21. - 24.09.2009
Berlin 20. - 23.09.2010
Zürich 26. - 29.09.2011
Hamburg 18. - 22.01.2015
Südtirol 16. - 21.11.2015
Südtirol 02. - 08.10.2016
Südtirol 15. - 21.10.2017

 


 

DIE GESCHICHTE DER BILDUNGSWERKSTATT UND IHRE KONZEPTIONELLE VERANKERUNG

Grundlagen der Lernwerkstattarbeit allgemein sind der moderate Konstruktivismusnach Kersten Reich und das Bild vom Lernenden als Akteur. Bezogen auf die elementarpädagogische Arbeit wird auf das ebenfalls konstruktivistisch begründete Selbstbildungskonzeptvon Gerd E. Schäfer Bezug genommen.

 

2007 – 2014 Start und konzeptionelle Weiterentwicklung

 

Werkstätten in kindheitspädagogischen Studiengängen haben ihren entstehungsgeschichtlichen Hintergrund in der Professionalisierung des elementarpädagogischen Bildungsbereichs, der seit Beginn der 2000er Jahre zunehmend in Akademisierungs- und Professionalisierungsdiskursen in den Fokus gerückt ist. Hierzu trug die Implementierung neuer Studiengänge ab 2004 bei. Parallel zu dieser Entwicklung waren im Kontext der Verortung von Kindertageseinrichtungen als Bildungseinrichtungen in diesen elementarpädagogische Lernwerkstätten entstanden; zu Beginn schwerpunktmäßig um den Bereich der naturwissenschaftlich-technischen Bildung zu fördern. Die erste Werkstatt in einem kindheitspädagogischen Studiengang wurde 2007 an der Hochschule Esslingen eröffnet, gefolgt von einer Werkstatt an der Alice Salomon Hochschule in Berlin.

Vergleichbar der Vielfalt kindheitspädagogischer Studiengänge kam es im Verlaufe der weiteren Entwicklung zur konzeptionellen Ausdifferenzierung der in den Studiengängen angesiedelten Werkstätten sowie zu einer stärker elementardidaktisch fundierten Begründung. So entstanden neben naturwissenschaftlich ausgerichteten Werkstätten unter anderem solche mit dem Schwerpunkt der Ästhetischen Bildung und Werkstätten, die unterschiedliche Bildungsbereiche und elementarpädagogische Konzepte umfassten, in diesem Zusammenhang entwickelte sich der Begriff der Bildungswerkstatt.

Die Werkstatt der Hochschule Esslingen wurde initiiert von Prof. Dr. Lore Miedaner, die diese mit 30 Studierenden des Studiengangs „Soziale Arbeit“ in einem zweisemestrigen Projekt 2006/07 konzipierte und umsetzte. Der thematische Ausgangspunkt war die Stärkung der mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bildung. Die damalige Lernwerkstatt war für die Nutzung in der Lehre, der Weiterbildung von Pädagog*innen und als Anlaufstelle für KiTas und Grundschulen konzipiert. In der Begründung für das Projekt wurde ausdrücklich auf den Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in baden-württembergischen Kindertageseinrichtungen verwiesen, in dem es darum geht, Kindern mehr Bildungschancen zu eröffnen als bisher. Diese Chancen sollten in frühpädagogischer, ganzheitlicher Art und Weise und nicht als fachspezifische Instruktion eröffnet werden.

Von den Studierenden waren mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Experimentierkisten nach fünf Fachgebieten konzipiert und zusammengestellt worden: Chemie (Lebensmittel), Mathematik, Biologie (Pflanzen), Technik und Physik (Spiegelphänomene).

 

2009 – 2013 Konzeptionelle Weiterentwicklung

 

In der Weiterentwicklung der Materialien in verschiedenen Lehrveranstaltungen im kindheitspädagogischen Studiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ wurde im Folgenden stärker dem ganzheitlichen Charakter frühkindlicher Bildungsprozesse Rechnung getragen. So entstanden Experimentierkisten zu den Themen Wasser und Strom. In mehreren Durchläufen war die Lernwerkstatt Ausgangspunkt für das Projektstudium im fünften und sechsten Semester, bei dem in Kleingruppen aus den Studiengängen „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ und „Soziale Arbeit“ Projekte in der Praxis durchgeführt werden.

Dabei war die Kooperation mit KiTas und Grundschulen von besonderer Bedeutung; Ergebnisse dieser kooperativen Weiterentwicklung sind:

Die Naturwerkstatt – Rucksäcke für die Natur, in deren Rahmen Erkundungsinstrumente und Experimentiermaterialien für Exkursionen mit Kindergruppen in der Natur entwickelt wurden. Dieser Bestandteil der Werkstatt beruht auf der Auseinandersetzung mit dem Konzept der Naturwerkstatt in Mülheim und dem Austausch mit den dortigen Mitarbeiter*innen. Er stellt eine mobile Variante dieses Konzepts dar.

Der Bereich Schriftenentdecker, der von einer anderen Projektgruppe entwickelt und mit Kindern erprobt wurde, bietet Kindern Gelegenheit, sich mit verschiedenen Schreibmaterialien und Schriften zu befassen, diese auszuprobieren und so anknüpfend an die eigenen lebensweltlichen Erfahrungen und Interessen den Zugang zu Schrift als Symbolsystem zu erweitern. Die Hinführung zum Schreiben geschieht über ein entdeckendes "in Berührung kommen" mit Schrift.

Während aus diesen beiden studentischen Projekten Materialien entstanden sind, die in das Ausleihsystem der Lernwerkstatt integriert wurden, entwickelten sich aus der Arbeit in der Lernwerkstatt weitere Projekte, die in verschiedenen Einrichtungen bzw. im öffentlichen Raum Esslingens durchgeführt wurden, ohne jedoch in eine Erweiterung des Angebots der Lernwerkstatt zu münden. Hiervon liegen überwiegend Dokumentationen in Form von schriftlichen Berichten vor, die als Anregung für eigenes Tun in der Werkstatt zur Verfügung stehen.

Das Vorortangebot der Werkstatt wurde im Laufe der Zeit um mehrere Bereiche erweitert:

Didaktische Materialien verschiedener klassischer elementar-pädagogischer Konzepte (Fröbel und Montessori), sowie didaktische Materialien und Handreichungen zu aktuellen Konzepten (u.a. Zahlenland und Haus der kleinen Forscher). Diese sind klar strukturiert mit erkennbarem Ziel, sie implizieren bestimmte Lösungswege und sind damit ergebnisorientiert.

Offene Materialien ermöglichen dagegen kreatives, experimentelles Vorgehen, regen dazu an, eigene Aufgabenstellungen zu entwickeln. Mit dem Grad der Offenheit steigt die lerntheoretische Bedeutung. Hier finden sich Materialien zum Sortieren, Zählen, Konstruieren nach dem Konzept „Mathekings“; Geräte zum Auseinandernehmen, Werkzeuge und Mess- und Untersuchungsgeräte wie Waagen, Lampen, Lupen etc. Solche Materialien und Geräte eignen sich insbesondere für den Einsatz in Bildungsansätzen, die den entdeckenden Zugang der Kinder unterstützen möchten wie z.B. das „Infans-Konzept“.

Eine wichtige konzeptionelle Weiterentwicklung betraf 2008 die Integration von Elementen und Verfahrensweisen des Ateliers der Reggio-Pädagogik. Dieser in der norditalienischen Stadt Reggio Emilia für und mit den dortigen kommunalen Kindertageseinrichtungen entwickelte Ansatz erfuhr ab den 1980er Jahren eine weltweite Rezeption. Er trat als erster explizit konstruktivistisch fundierter elementarpädagogische Ansatz auf, womit sich die Verknüpfung mit dem konstruktivistischen Lernwerksatzkonzept anbot. Inhaltlich konnte damit eine Verknüpfung verschiedener Bestandteile der Esslinger Werkstatt erfolgen, da sich im Konzept der Reggio-Pädagogik über das projektbezogene Arbeiten technische, naturwissenschaftliche und ästhetische Zugänge miteinander verbinden ließen. Der Ausbau griff Bestandteile eines Lichtateliers, wie es in Reggio Emilia existiert, auf. Der Bezug zur Reggio-Pädagogik wurde zu einem wesentlichen Esslinger Alleinstellungsmerkmal unter den Werkstätten in kindheitspädagogischen Studiengängen.

 

2014 - 2017 Räumlicher und konzeptioneller Ausbau

 

Im Sommersemester 2014 erfolgte der räumliche Ausbau der Werkstatt, der Raum wurde in seiner Größe verdoppelt, eine variable Raumkonzeption mit flexibler Möblierung, roll- und hochklappbaren Tischen, rollbaren Drehstühlen für wechselnde Lehr- und Lernsettings für bis zu 40 Studierende wurde geschaffen. Die nun größere Werkstatt mit ihrer reichhaltigen Ausstattung mit weitgehend zugänglichen Materialien wurde zugleich ein zusätzlicher offenen Seminarraum.

Als Impuls für die konzeptionelle Weiterentwicklung wurde auch die programmatische Bezeichnung Bildungswerkstatt gewählt, eine Bezeichnung die den zentralen Stellenwert des Bildungsbegriffs in kindheitspädagogischen Studiengängen unterstützt, die den Fokus auf einen Ermöglichungsraum für Bildungsprozesse verdeutlicht.

Auf dieser Grundlage machten sich Studierenden im Wintersemester 2014/15 in dem Wahlpflichtseminar „Von der Lernwerkstatt zur Bildungswerkstatt als Ort der Partizipation und des forschenden Lernens“ daran, das gestalterische Finetuning zu übernehmen, den großen Materialfundus zu sichten, durch ein neues Ordnungssystem zu strukturieren und zu ergänzen.

2016 wurde die offene Bildungswerkstatt (oBWS) als spezielles Format im Studiengang der Kindheitspädagogik mit eigenem Moodle-Kurs etabliert. Neben der Möglichkeit das eigene Studium vor- und nachzubereiten und sich im offenen Rahmen über selbstgewählte Themen der Studierenden auszutauschen finden regelmäßig auch verschiedene Veranstaltungen in der Bildungswerkstatt statt, in der Vergangenheit z.B.:

  • Berichte von verschiedenen Studienreisen und von Auslandspraktika (China, Südtirol)
  • Informationsveranstaltungen des Jugendamts Stuttgart zu den Einstellungsperspektiven für Studierende

 

Seit der räumlichen Erweiterung 2015 dient die BWS auch als repräsentativer Veranstaltungsraum für die Kindheitspädagogik, z.B.

  • Beirat der Heinz und Heide Dürr Stiftung
  • Salon Denkzeit
  • 4. Werkstattkonferenz
  • MentorInnentreffen für das Praxissemester
  • Forum Kindheitspädagogik
  • Filmvorführungen
  • Vortragsreihen

 

2018 – 2019 Überarbeitung und Neujustierung

 

Im Wintersemester 2018/19 wagten sich Studierende im Rahmen des Seminars „Die Bildungswerkstatt als Ort der Bildungsbereiche und des Reggianischen Ateliers weiterentwickeln“ erneut unter Begleitung von Prof. Dr. Axel Jansa an eine Umstrukturierung und Modernisierung der Bildungswerkstatt. Der Aufforderungscharakter und die Zugänglichkeit der einzelnen Bereiche und Bildungsangebote wurden geprüft und ggf. verbessert, erweitert und systematisch mit Hinweisschildern versehen, die Materialausstattung wurde im Zuge des Transformationsprozesses von der Lern- zur Bildungswerkstatt weiterentwickelt, die ursprünglichen Experimentierkisten wurden aufgelöst.

Ideen und Planung der insgesamt sieben Studienfahrten im Studiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ ab 2009 hatten ihren Ausgangspunkt in Zusammenkünften der Studierenden in der Bildungswerkstatt. Folgende Städte und Regionen war das Ziel: München, Berlin, Zürich, Hamburg, Südtirol.

Informationen zu den besuchten sozialen und Bildungseinrichtungen; bei den Studienfahrten ins Ausland zusätzlich Hintergrundinformationen zum Bildungs- und Sozialsystem des betreffenden Landes sowie Reflexionen zur Organisation und Durchführung der Exkursionen und Anregungen zur Optimierung finden sich in der Reisewerkstatt. Die Reisewerkstatt will Studierende zu weiteren Studienfahrten anregen um so zur Horizonterweiterung beizutragen. 

Im Zusammenhang mit den drei Studienreisen nach Südtirol und einer daraus hervorgegangenen Erasmus-Partnerschaft mit der Fakultät Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen am Standort Brixen entwickelte sich eine Kooperation mit der dortigen Lernwerkstatt EduSpace mit elementar- und primardidaktischem Schwerpunkt.

Ein gemeinsames Vorhaben ist die stärkere Einbeziehung mediendidaktischer Ansätze und Ausstattungen sowie eine stärkere Digitalisierung der Angebote.

Seit 2011 ist die Esslinger Bildungswerkstatt auf den jährlichen Fachtagungen der Hochschullernwerkstätten vertreten, mit der Gründung des internationalen Netzwerk hochschulischer Lernwerkstätten (NeHle) 2017, ist sie Mitglied dieses Verbundes.

 

 

Weitere Hinweise & Veröffentlichungen






 

Impressum

Leitung

Prof. Dr. Marion Weise  |  Tel.: (0711) 397 - 4526

 

Ehemalige Leitung

Prof. Dr. Axel Jansa

(Leitung der Bildungswerkstatt 2007-2019)

 

Bildnachweis

Hochschule Esslingen, Axel Jansa, Elizaveta Mackes

 

Standort der Bildungswerkstatt

Hochschule Esslingen

Campus Flandernstraße

Gebäude 2, Raum F 2.010

 

Hier finden Sie den Lageplan

 

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Foto Regine Morys

Prof. Dr. paed. Regine Morys

Tel: +49 711 397-4591
E-Mail: Regine.Morys@hs-esslingen.de
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