In der ersten Förderphase des Projektes KEG "Kommunale Entwicklung von Gesundheitsstrategien: Wissenschaft und Praxis im Dialog" wurden Fallstudien in zwei vulnerablen Stadtteilen einer Kommune Baden-Württembergs – Esslingen – und eines Stadtstaats – Hamburg – durchgeführt. Die Ziele waren die folgenden:
- Erkenntnisse über die Zusammenarbeit und Anliegen in der Gesundheitsförderung auf Stadtteilebene zu gewinnen und damit die (Weiter-)Entwicklung von integrierten kommunalen Gesundheitsstrategien (IKS) lokal zu unterstützen,
- gewonnene Erfahrungen zu IKS für die Entwicklung von Transferangeboten für weitere Stadtteile, Bezirke und Kommunen in den beteiligten Bundesländern zu nutzen,
- und zur Weiterentwicklung partizipativer Forschung durch die Untersuchung kommunikativer und reflexiver Prozesse in Wissenschafts-Praxis-Partnerschaften beizutragen.
Hierzu wurden in beiden Stadtteilen alle Schritte des Forschungsprozesses in eigens hierfür formierten Wissenschaft-Praxis-Partnerschaften, sogenannten Begleitgruppen, ausgehandelt, geplant und umgesetzt. Die Zusammensetzung der Mitglieder der Begleitgruppen variierte je Fallstudie. Besetzt waren sie mit Fachakteur*innen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen, tätig auf Stadtteil- und/oder kommunaler sowie auf Landesebene, sowie mit wissenschaftlichen Partner*innen der Hochschule Esslingen.
Fallstudie Hamburg
Forschungsgegenstand und -fragen:
In der Hamburger Fallstudie wurde die Zusammenarbeit eines bestehenden Netzwerks im Stadtteil zum Auf- und Ausbau einer IKS untersucht. Im Mittelpunkt stand die handlungsleitende Forschungsfrage, wie das Netzwerk redynamisiert werden könne sowie das damit verknüpfte wissenschaftliche Erkenntnisinteresse an förderlichen und hemmenden Bedingungen im Auf- und Ausbau von IKS.
Methoden:
Auf Basis der bisher überwiegend nur im anglophonen Raum bekannten partizipativen Methode Appreciative Inquiry (Cooperrider, Whitney & Stavros 2008), wurden in der Begleitgruppe Erhebungsinstrumente entwickelt und wertschätzende, dialogbasierte Interviews mit Mitgliedern des Netzwerks geführt. Eine partizipative Auswertung der Interviewdaten erfolgte im Rahmen der Begleitgruppe in Anlehnung an die Methode des Story Dialoque (Labonte, Feather & Hills 1999) und der Nominal Group Technique (Delbecq & Van de Ven 1971). Hierfür wurden diejenigen Begleitgruppenmitglieder aus der Praxis zu Mitforschenden qualifiziert (Peer-Forschung). Die Ergebnisse der Netzwerkbefragung bildeten die empirische Basis der Entwicklung eines Beratungsinstruments, dessen partizipative Evaluation und Weiterentwicklung Bestandteil der zweiten Förderphase KEGs sind.
Darüber hinaus wurden junge Bewohnerinnen zu Mitforschenden geschult, um Teile der Bewohner*innenschaft des Stadtteils zu deren gesundheitlichen Anliegen und Bedarfen zu befragen. Die Ergebnisse dieser, ebenso mit AI realisierten Erhebung flossen in die Entwicklung der Gesundheitsförderung vor Ort sowie in die Entwicklung des Beratungsinstruments ein.
Fallstudie Esslingen
Forschungsgegenstand und -fragen:
In der Esslinger Fallstudie wurden gesundheitliche Vorstellungen, Anliegen und Interessen jugendlicher Bewohner*innen des Stadtteils sowie Möglichkeiten der Partizipation dieser Gruppe untersucht. Die Begleitgruppe und zu Mitforschenden qualifizierte Jugendliche gingen der Frage nach, wie die Gesundheit in jugendlichen Lebenswelten alltagsnah gefördert werden kann sowie, wie (Rahmen-)Bedingungen für die aktive Beteiligung von Jugendlichen kommunal zu schaffen sind.
Methoden:
Jugendliche Bewohner*innen des untersuchten Stadtteils wurden zu Mitforschenden geschult, um mittels der partizipativen, visuellen Methode Photovoice (Wang & Burris 1997) ihren Stadtteil fragengeleitet zu erkunden und die so entstehenden Fotografien und Videos in Gruppen zu diskutieren. In gemeinsamen Auswertungsworkshops wurden die per Inhaltanalyse (Mayring 2015) aufbereiteten Ergebnisse der Gruppendiskussionen validiert, priorisiert und Handlungsbedarfe erarbeitet. Gemeinsam mit den Jugendlichen wurden in der Begleitgruppe Lösungen für die Handlungsbedarfe ausgearbeitet, umgesetzt und die Integration der Ergebnisse in die Gesundheitsförderung eingeleitet.
Ergebnisse:
Die Ergebnisse der ersten Förderphase KEGs sowie insgesamt des Forschungsverbunds PartKommPlus sind dem Ergebnispapier unter http://partkommplus.de/ergebnisse/ergebnisse-und-empfehlungen/ zu entnehmen.
Ein Video gibt Aufschluss über das Vorgehen und die zentralen Ergebnisse der Hamburger Fallstudie: http://partkommplus.de/teilprojekte/keg/gesund-aufwachsen-in-rothenburgsort/. Die Ergebnisse der Jugendlichen aus der Esslinger Fallstudie sind ebenfalls in einem Video verarbeitet: http://partkommplus.de/teilprojekte/keg/wie-stellen-sich-jugendliche-ihren-stadtteil-vor/.
Eine Liste dieser und weiterer Publikationen des Forschungsprojekts KEG sind auf den Seiten KEG 2 zu finden.